Logistik
24.11.2022

ISO 9001 für die Logistik umgesetzt

Hans Gerl

Senior Experte für Logistik, Supply-Chain- & Lieferanten-Management

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Als „alter“ Logistiker habe ich mich immer um die operativen Prozesse gekümmert, um die Versorgung der Produktionswerke und um die Lieferschwierigkeiten bei Lieferanten. Da ich aber nicht nur immer reaktiv den Teilen hinterherlaufen wollte, musste ich mich verstärkt um Transparenz und Prozessverbesserungen kümmern. Neben der täglichen operativen Teilejagd wurden Transparenz, Leistungsüberwachung und Prozessbeherrschung zu einem zentralen Ziel in der Zusammenarbeit mit den Lieferanten.

Inhaltsverzeichnis:

  1. Bekenntnisse eines Logistikers
  1. Beziehungsmanagement nach ISO 9001
  1. Mitwirkung und Stellhebel für die Logistik
  1. Eine neue Chance für Logistiker
  1. Lieferantenmanagement nach ISO 9001 mit TradeLink

Bekenntnisse eines Logistikers

Die ISO war für mich in diesem Zusammenhang immer nur ein administratives Vehikel der Kollegen aus dem Qualitätsmanagement, bis ich eines Besseren belehrt wurde und dann die Prinzipien des Qualitätsmanagements in meine tägliche Arbeit als Logistikleiter integriert und die positive Wirkung erfahren habe.  

Warum? Die ISO hilft einem nicht wirklich, wenn gerade mal wieder ein Audit ansteht und alle schnell noch ihre Unterlagen auf Vordermann bringen, um vor dem Auditor einen guten Eindruck zu machen. Aber sie hilft einem bei konsequenter Anwendung nachhaltig im Verbesserungsprozess – auch oder gerade in der Logistik, insbesondere in Zeiten von Versorgungsstörungen.

Heute weiß ich: Die ISO 9001 kann ein mächtiger Freund des Logistikleiters sein.

Beziehungsmanagement nach ISO 9001

Die Umsetzung der EN ISO 9001 zieht sich natürlich durch alle Bereiche einer Organisation, aber sie zielt in besonderer Weise auch auf das Beziehungsmanagement (früher: „Lieferantenbeziehungen zum gegenseitigen Nutzen“) und somit auf das Partner- bzw. Lieferantenmanagement eines Unternehmens ab. In einem unserer neuesten Blogartikel gehen wir im Detail darauf ein, was die ISO 9001 ausmacht und wie das Lieferantenmanagement von ihr profitieren kann: Lieferantenmanagement nach ISO 9001.  

Aber: Zertifizierungen und Audits nach ISO 9001, die bisher problemlos verliefen, stellen Unternehmen mittlerweile bei konsequenter Durchführung vor Herausforderungen. Grund hierfür ist die 5. Revision der Norm, welche nach längerer Übergangsfrist seit September 2018 endgültig verpflichtend ist.  

Die wichtigsten Änderungen der ISO 9001 mit Blick auf das Lieferantenmanagement:

  • der erhöhte Stellenwert eines prozessorientierten Ansatzes, sprich: nicht nur Produkte als Leistung zu betrachten, sondern z. B. genauso Liefer- und Versorgungsprozesse
  • die Forderung zur Umsetzung eines Risikomanagements, z. B. konsequentes Monitoring und möglichst frühzeitiges Erkennen von Abweichungen, um Absicherungsmaßnahmen einleiten zu können
  • die Forderung zur systematischen Prozessverbesserung, z. B. solche Abweichungen systematisch auf Fehlerursachen zu analysieren und daraus gemeinsame Verbesserungsmaßnahmen abzuleiten
  • sowie die Erweiterung des Fokus von „Lieferanten“ auf „externe Anbieter“; aus Sicht eines Logistikers z. B. Transportdienstleister

Die konkrete operative Ausgestaltung dieser Prinzipien bietet nun besondere Mitwirkungsmöglichkeiten, Notwendigkeiten und Chancen für den Logistiker.

Die ISO 9001 zielt unter anderem auf das Partner- bzw. Lieferantenmanagement ab

Mitwirkung und Stellhebel für die Logistik

Im zertifizierten Unternehmen fördert und fordert die ISO die Mitwirkung der Logistik und eine ständige Verbesserung der Versorgungsprozesse. Partnermanagement ist nicht eine One-Man-Show des Einkaufs. Sie als Logistiker sind mit im Boot. Das ist Herausforderung und Chance gleichermaßen.

Aufträge zu vergeben und zu erwarten, dass Lieferanten und Partner „automatisch“ gut liefern werden, reicht nicht mehr. Es ist erforderlich, wirksame Mechanismen zur Kontrolle und Durchsetzung der eigenen Anforderungen sowie zur Steuerung der relevanten Prozesse zu erarbeiten.

Für das Lieferantenmanagement von Einkauf und Logistik bedeutet das die Festlegung insbesondere nachfolgender Stellhebel:

  • Auswahl externer Anbieter und Partner: Wie werden logistische Anforderungen Teil der Auswahl und Qualifizierung von Partnern?
  • Bewertung und Leistungsüberwachung der externen Anbieter und Partner: Wann und wie erfolgt die systematische Leistungsmessung und Bewertung der Partner?
  • Entwicklung und Verbesserung der externen Anbieter und Partner: Wann und wie werden bei Abweichungen Maßnahmen festgelegt, dokumentiert und verfolgt?
  • Ausphasung externer Anbieter und Partner: Welche Leistungsabweichungen führen wann und wie zu einer Trennung von Partnern?  

Der Einkauf ist darauf traditionell schon gut vorbereitet, die Logistik oftmals eher noch nicht.

Eine neue Chance für Logistiker

Anders als in der Vergangenheit reicht die meist lockere Vorgehensweise im Rahmen eines mehr oder weniger strukturierten Lieferantenmanagements nicht mehr zur Erfüllung der ISO-Norm. Außerdem verleihen die Störungen und Unsicherheiten in den weltweiten Lieferketten diesem neuen ISO-Ansatz zu noch mehr Nachdruck und kritischer Aufmerksamkeit in künftigen Audits und Zertifizierungen.

Der ganzheitliche Qualitätsbegriff fokussiert nicht nur die Qualität von Teilen oder Waren, sondern insbesondere auch die Prozessqualität. Aus Sicht der Logistik also insbesondere die Qualität und Performance der Versorgungsprozesse und der täglichen Kollaboration mit Partnern und Lieferanten.

Damit wird ein modernes Lieferantenmanagement zur Mitwirkungsmöglichkeit und sogar zur Mitwirkungspflicht für die Logistik. Das manchmal noch in Logistikerkreisen zu hörende Statement „mit Lieferanten habe ich nichts zu tun, das macht bei uns der Einkauf“ lässt sich nicht mehr halten. Hinter solchen Argumenten kann man sich als Logistiker nicht länger verstecken.

Vielmehr ist es Aufgabe des Einkaufs und aller mit den Lieferanten bzw. Partnern zusammenarbeitenden Fachstellen – insbesondere der Logistik – die oben aufgezeigten Stellhebel systematisch zu bewegen.

Lieferantenmanagement nach ISO 9001 mit TradeLink

Beim modernen Lieferanten- und Partnermanagement wird deutlich mehr Fokus auf die Verbesserung der Kollaborationsprozesse und auf die Sicherung der Versorgung gelegt. Um dies effizient, messbar und nachhaltig sicherzustellen, empfiehlt sich die Nutzung eines Tools für das Supplier Relationship Management bzw. einer Collaboration Software mit integriertem Mess- und Kennzahlensystem.

Mit TradeLink werden die Kollaborationsprozesse verbessert und Transparenz geschaffen.

Kollaboration vereinfachen mit TradeLink

Mit TradeLink digitalisieren Sie Ihr Lieferanten- und Partnermanagement, schaffen Transparenz entlang der Lieferkette und führen alle Abstimmungsprozesse auf einer digitalen Plattform zusammen – ohne aufwendige Installation.

Liebe Logistiker, die Möglichkeiten sind da. Es liegt an Ihnen, dieses Regelwerk als kraftvolles Werkzeug für die Logistik geschickt und erfolgreich zu nutzen. Letztendlich geht es bei der Umsetzung der ISO eben nicht um eine lästige Prozedur zum Bestehen von Audits und Zertifizierungen, sondern es geht aus Sicht der Logistik um ein Lieferantenmanagement, das im operativen Geschäft zu einer kontinuierlichen Verbesserung der Versorgungsprozesse beiträgt – mit Wirksamkeit auf Zeit, Kosten, Qualität und Resilienz.

Über den Autor

Hans Gerl ist Senior Adviser und Experte für die Themen Logistik, Supply-Chain- und Lieferanten-Management. Bei der BMW Group zeichnete er sich verantwortlich für die weltweite Versorgungssicherung aller rund 30 Werke. Seit 2020 unterstützt und begleitet er TradeLink mit seiner Erfahrung und Expertise auf dem Weg zur führenden digitalen Collaboration-Plattform.

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